Die Schoene und der Alligator by Massimo Carlotto

Die Schoene und der Alligator by Massimo Carlotto

Autor:Massimo Carlotto [Carlotto, Massimo]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-06-11T16:00:00+00:00


Das Treffen mit dem »Bestechlichen« war für 23 Uhr ausgemacht, auf dem leeren Parkplatz eines Einkaufszentrums im Stadtrandviertel Pirri. Die Vereinbarung sah vor, daß die Wagen aus entgegengesetzter Richtung kommen und an einer gut beleuchteten Stelle halten würden, und daß nur er und ich uns genau in der Mitte treffen würden.

Alberto Fazio, Carabinieri-Marschall, erschien mit einer Viertelstunde Verspätung und kam mit mißtrauischer Langsamkeit auf mich zu. Ich wußte, daß er sich so verhalten würde: Die Summe, die wir ihm angeboten hatten, war wirklich verführerisch, aber die Tatsache, daß das Angebot von Unbekannten kam, vom Festland obendrein, mußte ihn nicht wenig beunruhigen: Es war ja nicht auszuschließen, daß wir Fahnder auf der Jagd nach korrupten Carabinieri waren. »Du bist nicht allein gekommen«, sagte er und wies auf den Panda, in dem man die Umrisse von Marlon und Benjamino erkennen konnte, die – wie ich wußte – Maschinengewehre auf den Knien hielten.

»Was macht das schon? … Du hast die Umgebung erkundet und weißt, daß es nichts zu befürchten gibt.« Er kam näher und tastete mich auf der Suche nach Mikrophonen ab. Während er die Hände mit professioneller Routine an meinem Körper herabgleiten ließ, konnte ich ihn mir näher ansehen.

Fünfzig Jahre, übergewichtig, fliehende Gesichtszüge, Kraushaar und Spitzbart, beides graumeliert. Ich ordnete ihn in die Kategorie »schmieriger und arroganter Bulle« ein. Ein echter Widerling.

Er streckte die Hand aus und zählte das Geld. »Was willst du wissen?«

»Ich will, daß du mir … alles erzählst, was du über den Fall Siddi weißt und über einen Kollegen von dir beim SISDE, einen gewissen Alberto Dedonato.«

Er gab mir das Päckchen Banknoten zurück und schüttelte den Kopf. »Die paar Kröten reichen da nicht … Die Auskünfte, die du willst, sind wesentlich mehr wert.«

Auch das war vorherzusehen gewesen. Der alte Rossini war sich sogar ganz sicher gewesen, daß es so kommen würde. Er hatte mir erklärt, daß ein echter Korrupter, einer, der nicht für fünf Lire seine Großmutter verschachert, gerne wie ein echter Geschäftsmann verhandelt, und wenn man sich erst mal darauf einläßt, dann kann das dauern. Wir hatten aber keine Zeit mehr für Spielchen dieser Art.

»Wenn das so ist …«, antwortete ich lakonisch. Ich kehrte ihm den Rücken zu und ging in Richtung Wagen. »Denk dran, nur ich kann dir diese Informationen geben … Du solltest dein Sparschwein schlachten und mit einer anständigen Summe wiederkommen«, fing er wieder an. Ich ignorierte ihn und ging weiter. »He, Freund …«

Mit einem Ruck drehte ich mich um. »Ich bin nicht dein Freund, und ich habe nicht die Absicht, dir auch nur eine Lira mehr zu geben. Das oder gar nichts.«

Ich war im Begriff, die Wagentür zu öffnen, hatte mich schon damit abgefunden, daß unser Versuch fehlgeschlagen war, als er mir zubrüllte: »Komm zurück … ich nehme an.« Ich gab ihm das Geld wieder. »Zuerst Siddi oder der Agent vom SISDE?« fragte er mich. Ich wollte erst von Dedonato wissen.

Und dann hagelte es Überraschungen. Die erste war, daß Alberto Dedonato ein Exbulle war. Er war zum »Boß« der alten Geheimdienste avanciert und mit



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